..ich weiß persönlich aus gesicherter Quelle von mindestens einem Fall wo ein "Züchter" eine Hybride angemeldet hat über deren Eltern er sehr im Ungewissen war - mal vorsichtig ausgedrückt..
Sowas kommt dann zu allem noch dazu. Dürfte bei einfachen Hybriden nicht soo oft passieren, aber bei denen aus der x-ten Generation ist das leider vermutlich nicht so selten wie man es meinen sollte.
Über die Zuchtziele kann ich nur von div. Deutschen aus eigener Anschauung was sagen, ich vermute aber daß die europäischen Züchter relativ ähnlich denken, in asiatische Köpfe kann unsereins schwerlich gucken ;-)
Dabei müßte man dann auch noch unterscheiden zwischen reiner "Hobbyzucht", halbgewerblichen und reiner "Industrieproduktion", wenn auch die Grenzen (vor allem bei ersteren beiden) teilweise fließend sind - manche Gärtner züchten "hobbymäßig" nebenbei, was nicht unbedingt auf kommerziellen Erfolg in erster Linie ausgerichtet ist, gern aber auch dann dahin münden darf :-)
Echte Regeln im Sinn von (ungeschriebenem?!) "Gesetz" gab es meines Wissens nie, wohl aber Erfahrungswerte die natürlich mit längerer Tätigkeit als Züchter und/oder in einer Gärtnerfamilie besser und genauer wurden, mit den Generationen.
Simples Beispiel: digbyana vererbt in F1 eigentlich immer die gefranste Lippe, andere Cattleya vertiefen die Grundfarbe usw. usw.
Diese Erfahrungswerte wurden dann je nach Zuchtziel der Zeit oder der Gärtnerei jeweils bei der Überlegung der Eltern zur Kreuzung angewendet.
So gab's "vor langer Zeit" mal die Richtung sehr großblumige Cattleyen zu erzeugen, die dann auch möglichst starke Farben hatten, und gern duften sollten (war aber kein primäres Ziel.. leider ;-)
Später wurde mehr Wert auf kompakte Pflanzen gelegt, und/oder längere Haltbarkeit der Blüten, wenige Fensterbänke konnten die Kübel tragen die in früheren Gewächshäusern standen, sei es bei Catt's oder Cymbidien oder was immer.. und die Leute kaufen lieber Pflanzen die lange blühen.. etc.
Dann kamen irgendwann mal die sehr "bunten" in Mode, und dann wieder was Neues..
Das ist gar nicht so leicht was man da kreuzt, vor allem wenn man es auch mal verkaufen will/muß, den Geschmack der Kunden aber auf kommende Jahre vorherzusagen (oder zu steuern ?!) ist eben nicht ganz einfach.. erst recht seit Orchideen eine richtige "Massenware" geworden sind.
Die Methoden der (semi/kommerziellen) Züchter sind da auch teilweise verschieden, der eine hat ein relativ genaues Ziel vor Augen und arbeitet möglichst selektiv drauf hin, andere machen den "Schrotschuß" und hoffen es kommt was tolles, verkaufbares dabei raus..
Das ist dann auch eine Zeit- und Platzfrage: man wird wohl eher was "riskieren" bei Pflanzen wo ein Zyklus (Befruchtung bis Blüte der Nachkommen) möglichst kurz dauert, bei Generationszeiten im Bereich über 5 bis zu zehn oder mehr Jahre wird kaum jemand was 'Wildes' ausprobieren, höchstens evtl. ein totaler Hobby-Züchter (so entstanden z.B. teilweise 'verrückte intergenerics'.)
Ebenso begrenzt der verfügbare Platz zur Aufzucht und folgender Selektion die Möglichkeiten, vor allem in Europa - ich denke wenn man nur eine Schattierung spannen muß (wie in Teilen Asiens) legt man gern auch mal ein paar (zehn)tausende Jungpflanzen einfach "versuchsweise" auf..
Das mal in relativer Kürze was ich zu dem (echt spannenden) Thema sagen kann..
sf