Für die Gewebekultur braucht man meristematisches Gewebe. Das sind Zellen, die sich noch nicht spezialisiert haben (z.B. die im Moment vielfach diskutierten "Stammzellen" sind das Gegenstück dazu bei Tieren und Menschen).
Diese Zellen werden bei vielen Orchideen aus den Triebspitzen (Spross-Meristem), aus den Wurzelspitzen oder aus den "schlafenden Augen" der Blütenstiele gewonnen. kürzlich wurde übrigens diese Methode in der Gartensendung "Querbeet" (Bayrischer Rundfunk) vorgestellt.
Bei Paphiopedilum liegt das Spross-Meristem ziemlich tief verborgen im Inneren des Triebs. Man muss also für eine Meristem-Gewinnung einen erheblichen Teil der Pflanze opfern.
Die Wurzelspitzen liegen wie bei vielen Erdorchideen und fast allen anderen Pflanzen, die im Erdreich wurzeln, unter einer festen Wurzelhaube und sind auch nur schlecht zugänglich.
"Schlafende Augen" gibt es am Blütenstiel der meisten Paphiopedilum-Arten nicht, da viele ohnehin nur Einblütig sind.
Zum Schluss kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Die meisten Orchideen-Meristem-Zellen reagieren mehr oder weniger gut auf die Standardmethoden der Meristemisierung. Für die Meristemzellen von Paphis funktionieren diese standardisierten Methoden nicht. Niemand weiß genau, warum das so ist. Man müsste also neue Methoden für die Paphis entwickeln, aber das ist wirtschaftlich nicht rentabel. Außerdem ließen sich dann die Wahnsinnspreise, die für einzelne hoch bewertete Klone erzielt werden, nicht halten. Viele Züchter haben also gar kein allzu großes Interesse daran, diese Klone in großen Stückzahlen zu produzieren, zumal der Markt für Paphis lange nicht so groß ist wie z.B. für Phalaenopsis.
Joachim