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Autor Thema: Weißes Waldvöglein umsiedeln  (Gelesen 13005 mal)

neuenbaumer

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Weißes Waldvöglein umsiedeln
« am: 02. März 2013, 21:17:51 »

Hallo,
ich bin neu hier im Forum (auch wenn ich schon mehr als 25 Jahre der D.O.G. angehöre) und habe gleich einmal eine Frage an die Spezialisten für Wild-Orchideen bzw. Garten-Orchideen.
Ich habe beim mir im Pacht-Garten im Raum Stuttgart eine ansehnliche Anzahl von Pflanzen des Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium). Sie haben sich dort im Schatten eines Walnussbaumes und im Schatten einer Fischtenhecke ausgesät und blühen regelmäßig Ende Mai/ Anfang Juni, die Blüten öffnen sich sogar meist voll. An diesem Platz am Nordhang erhalten Sie bisher das ganze Jahr über kein direktes Sonnenlicht. Nun ist es so, dass mein Nachbar seine ca. 8m hohen Fichten kürzlich gefällt hat. Ich bin darüber eigentlich sehr froh, da jetzt auch diese Seite des Gartens Licht bekommt und wir dort jetzt mehr Möglichkeiten der Gestaltung haben. Allerdings passen diese Verhältnisse für die Wild-Orchideen in meinen Augen nicht mehr (zu hell, direkte Sonne, Boden trocknet schneller aus) und ich befürchte, dass sie über kurz oder lang von dieser Stelle verschwinden werden, was mir als altem Orchideen-Fan sehr leid täte. Allerdings konnte ich auch noch nicht unter realen Bedingungen die wirkliche Einwirkung der Sonne beobachten. Die Sonne war in der letzten Zeit kaum zu sehen, zudem steht sie viel tiefer als später im Jahr.
Ich habe nun die Idee, die Pflanzen nach dem Erscheinen der ersten Sprosse in den unteren Teil des Gartens umzupflanzen, dort passen die Standortbedingungen wieder, denn auch hier wachsen ein paar Pflanzen wild, der Boden (Keuper-Ton, Lette) ist identisch.
Denkt ihr, dass mein Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird oder soll ich lieber sehen, wie sich die Pflanzen in der Sonne entwickeln? Wann wäre der beste Zeitpunkt fürs Umpflanzen, wenn ihr dazu ratet. Wie tief müsste ich in den Boden hinein, um möglichst alles mitzunehmen. Der Boden lässt sich nur in sehr feuchtem Zustand bearbeiten, sonst bröckelt alles weg. Einen ganzen Quader heraus zu nehmen und in ein geeignetes Loch zu versenken, wäre in meinen Augen keine unmögliche Aufgabe.
Die völlige Neu-Beschattung des Bereiches ist keine Option.
Freue mich auf eure Meinungen, Tipps, Anregungen. Vielen Dank schon einmal dafür. Falls ich etwas vergessen habe, bitte nachfragen (wenn ich auch nicht immer sofort antworten kann).
Gruß
Bernd
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Berthold

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #1 am: 03. März 2013, 00:16:22 »

Vermutlich werden die Pflanzen nach dem Umsiedeln eingehen.
Diese Art lebt mit einem Pilzpartner zusammen, der seinerseits an die Wurzeln lebender Pflanzen, meist Bäume gebunden ist. Wenn der Pilz nicht mehr leben kann, weil er keinen Kontakt mehr zum Baum hat, kann er auch die Orchideen nicht mehr vor Fäulnis schützen.
Du müsstest also den Walnussbaum mit umsiedeln.
 
Wenn Du Cephalanthera longifolia im Garten hättest, wäre es überhaupt kein Problem. Die Art ist in keiner Weise auf Pilzschutz angewiesen, lässt sich beliebig oft umpflanzen und ist dazu noch sehr langlebig. Das ist die optimale Gartenorchidee, die C. damasonium ist leider das genaue Gegenteil..
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neuenbaumer

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #2 am: 03. März 2013, 08:27:45 »

Danke Berthold,

das sind ja nicht gerade die Nachrichten, die ich mir erhofft hatte. Ich vermute wirklich, dass dann der Walnussbaum der Partner des Pilzes ist. Es gibt zwar noch anderes Gebüsch, doch über dies gesamte Verteilung der Pflanzen kommt eigentlich nur die Walnuss in Frage.
Ist die Verbindung der Cephalanthera, die bei mir wächst, und dem Pilz auch eine Mykorrhiza im eigentlichen Sinne oder eine andere Form des "Zusammenlebens"?
Ich denke, ich werde versuchen, eine Pflanzen zu verpflanzen, wahrscheinlich die, die jetzt den sonnigsten STandort bekäme, die würde währscheinlich als Erste eingehen.
Anbei noch ein Bild. Bin mir eigentlich sicher, dass ich richtig  bestimmt hatte.
Danke noch einmal.
Gruß
Bernd
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Berthold

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #3 am: 03. März 2013, 11:40:24 »

Bin mir eigentlich sicher, dass ich richtig  bestimmt hatte.
Danke noch einmal.
Gruß
Bernd

ja, Bernd, da stimmt schon.

Die Mykorrhiza ist ein Zusammenleben von Pflanze und Pilz auf verschiedenen Gebieten, die bei den unterschiedlichen Arten unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Die Pilze leisten im Wesentlichen
- Aufbereitung der Nährstoffe aus den Bodenbestandtteilen
- direkte Versorgung der Orchideenwurzeln mit Nährstoffen
- Schutz der Pflanzen vor Infektionen durch Bildung von Antibiotika und Fungiziden
Bei der Cephalathera damsonium ist der Schutz der Pflanze vor Infektionen auschlaggebend. Ernähren kann sich die Art durch ihr Blattgrün in hinreichendem Masse alleine
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manfred

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #4 am: 03. März 2013, 20:38:40 »

es wäre möglich, das die pflanzen den eingriff kompensieren. manchmal steht die art sogar im trockenrasen in voller sonne.
eine umpflanzung mit samenausbringung kann klappen, muss aber nicht.
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Uli

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #5 am: 02. April 2015, 11:03:21 »

Wie hat denn das Umsiedeln geklappt? Grüße aus Karlsruhe, Uli
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neuenbaumer

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Re: Weißes Waldvöglein umsiedeln
« Antwort #6 am: 10. März 2016, 18:06:22 »

Hallo,

sorry, habe lange nicht mehr vorbeigeschaut, wollte aber schon lange ein Feedback geben:
- Ich habe keine Pflanze umgesiedelt, sondern habe es erst einmal drauf ankommen lassen
- Der Standort ist jetzt recht sonnig, nächmittags wird es schattiger
-  Die Pflanzen trieben 2014, 2015 und hoffentlich auch in diesem Jahr unvermindert aus.
- Die Pflanzen blühen kräfig, wobei ich aber das Gefühl habe, dass die Blüten nicht mehr so weit öffnen wie früher.

Ich sehr froh, die Pflanzen scheinen die veränderten Licht- und Feuchtigkeitsbedingungen gut vertragen zu haben, die Walnuss hilft wahrscheinlich dabei.

Gruß
Bernd
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