Sorry, dass ich erst jetzt über diesen Beitrag gestolpert bin.
Wir hatten in der Vergangenheit schon 3 oder 4x punctata-Aussaaten übernommen. Bis auf 1x waren es alles Selbstungen, denn oft reicht ein Schütteln der blühenden Pflanze und schon bildet sich eine Samenkapsel. Ich halte eine punctata für die Tomaten unter den Orchideen .... Selbstungen waren es deswegen, denn wer macht sich schon die Mühe, einen outcross an punctata duchzuführen, obwohl es soll da mal einen Beitrag vor einigen Monaten gegeben haben, wo sich Karina um einen Fremdpollen bemühte, bloß das Echo war mehr als nur verhalten.
Punctatae sind im Regelfall sehr zuverlässig in der Keimung, auch bei einer Selbstung, deswegen wunderte es uns, dass die Samen von Karina so gar nicht wollten. Der Zustand, dass die Embryonen sich zu teilen beginnen und sich mal aus der Samenhülle schieben, ist im Grunde eigentlich ein Keimungshinweis, ich denke auch per definitionem. Aber es gibt eben – und das dürfte an dem Klon liegen – auch Genloci, die inhibitorisch auf die Kodierung von Chlorophyll-induzierenden Enzymen wirken, dann proliferiert es ohne zu ergrünen. Bis die Pflanze sagt, das ist eigentlich sinnlos und blöd, da sterbe ich lieber ab. Oder es handelt sich um eine Mutation der Mutterpflanzen = Vaterpflanze, deren Gameten einen Derfekt aufweisen. Dass dann das Weiterwachstum stocken kann oder der Weg sogar in die evolutionäre Sackgasse führt, passiert immer wieder. Warum soll nach Mutter Natur alles Entartete weiterwachsen können?
Ähnl. Erscheinungen gibt es gerade auch gerne bei der Gattung Phaius, nur scheint es hier seltener etwas auszumachen, denn es entwickeln sich sogar durchaus große, aber chlorophyllfreie Blätter. Angraecum rutenbergianum erfreute (?) uns mal mit Blättern, die streng am Zentralnerv einerseits normal grün, andererseits chlorophyllfrei war, bis auf einen schmalen, haardünnen Strich quer über das weiße Blatt, der wieder grün war. Sah zugegeben etwas schräg aus. Ob so etwas ex-vitro lebensfähig ist, wäre eigentlich im nach hinein spannend gewesen, diese Aussaat endete allerdings in der dörflichen Kanalisation und über Habitate von rutenbergianum entlang der Kläranlage ist nichts bekannt. Dort gibt es nur das indische Springkraut – so jemand danach Verlangen hat.
Und doch – wir sind auch ein Aussaatbüro, denn wenn ich die PC-Arbeit rechne, dann stimmt das bedenklich.
Sorry Karina, wir haben aus deiner Aussaat nichts weiter zusammengebracht, eine andere Aussaat dieser Spezies im August ist allerdings besorgniserregend üppig. Was tun mit dieser Masse? Wir könnten damit jedem DOG-Mitglied Dutzende Sämlinge aufs Aug drücken, was vielleicht aber nicht so schlecht wäre, um irgendwo doch auf eine Bereitschaft zu treffen, Fremdpollen abzutreten, wenn doch schon jemand so nett darum bittet. Somit ja, Karina probiere es noch mal, was funktionieren kann, aber nicht funktionieren muss. Aber wie gesagt, punctatae sind derzeit in-vitro inflationär vorhanden.
Wenn die Samen Embryonen tragen, dann wird mal ausgesät. Ein Ausbleichen der Protos kann am Medium liegen, am pH, vor allem auch an zu hoher Beteiligung organischer Komponenten. Da müssen wir uns an der Nase nehmen, wenn so ein Pfusch passiert, aber im Regelfall sät man dann nach, verwendet ein anderes Medium oder was auch immer. Gegen das, was von der Natur aus in eine Sackgasse mündet und nicht heranwachsen, verbreiten soll, sind auch wir machtlos, das muss man akzeptieren.
Das Problem des Proliferierens aber letztlich Nichtergünens hatten wir bei der Aussaat von Aerangis hologlottis - Sri-Lanka Klon. Und das seit 7 Jahren. Hier halten wir nur 1 Klon und der war dann Ausgang eines Meristems. Übrigens lässt sich der Sri-Lanka-Klon nicht mit dem aus Tanzania kreuzen, warum das so ist, weiß ich nicht, leider !!!! Deswegen ist das angebot an Aerangis hologlottis rar und nachdem wir pro Jahr nur 30 Pfl. dieser art abgeben, ist für 2011 schon alles weg. War das jetzt Schleichwerbung?